Sonntag, 12. Mai 2019
09:15 Uhr, Holzmarkt Tübingen.
Am Sonntag, den 12. Mai 2019 soll der vom „Arbeitskreis Tübinger Verbindungen (AKTV)“ organisierte sog. „Bürgerfrühschoppen“ zum 10. Mal auf dem Platz vor der alten Burse in Tübingen statt finden. Es scheint beinahe normal geworden zu sein, dass sich die Tübinger Verbindungen jedes Jahr aufs Neue in der Mitte der Stadt treffen, Bier trinken und sich bürgernah geben.
Dieses Event des „AKTV“ löste das jährlich vom 30. April auf den 1. Mai statt findende Maisingen der Verbindungen in Tübingen ab, welches sich Jahr für Jahr mit großen Gegenprotesten konfrontiert sah. Ein kluger Schachzug für die Außenwahrnehmung der Verbindungen, die deutschtümlichen Lieder und Fackeln durch ein scheinbar öffentliches Fest an einem Sonntag Mittag einzutauschen.
An der politischen und strukturellen Ausrichtung der Verbindungen hat sich jedoch wenig geändert: Sie verkörpern einen Antifeminismus und rückwärtsgewandte Rollenbilder und leisten einer Zuspitzung gesellschaftlicher Ungleichheit in einer Art und Weise Vorschub, in der sie ganz offen mit ihrem exklusiven Prinzip der sog. Seilschaften werben und sorgen somit für einen Machterhalt der Rückwärtsgewandten.
Offenkundige rassistische Regularien oder andere menschenfeindliche Aussagen in der Öffentlichkeit haben erst nach breiter medialer Berichterstattung nach gelassen. Denn sprechen Korporierte allzu unverblümt über ihre eigentliche politische Gesinnung, ist das nämlich schädlich für ihr Image.
Jedoch nicht allein die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich zuletzt immer weiter nach rechts entwickelt. Und in diesem Spannungsfeld stellen sich auch männlich dominierte, elitäre, akademische Zirkel als gesellschaftliche Räume dar, welche von diesem Rechtsruck gleichsam profitieren und ihn gezielt vorantreiben.
Die sog. „Alternative für Deutschland“ übernimmt nicht nur im Parlament eine rechte Initiative. Sie positioniert auch eine neue rechte Bewegung als strategisches Projekt auf der Straße, um die Spaltung der Gesellschaft weiter voran zu treiben. Dabei koordinieren sich viele verschiedene rechte Akteure nach einem Mosaik Prinzip.
Es ist nicht überraschend sondern politisch konsequent, dass viele Funktionsträger in der „AfD“ mit ihrer Jugendorganisation „JA“ und in Zusammenhängen der Neuen Rechten Korporations-Hintergrund haben. Denn diese Rechte skizziert ein Gesellschaftsentwurf, wie er im korporierten Milieu bereits täglich gelebt wird: Sexismus, reaktionäres Gedankengut, straffe Hierarchie und Begünstigung der Privilegierten.
Wir müssen hinter die Fassade von Verbindungen als studentische Männer-WGs mit Fabel für lustige Kostüme und Vornehmtuerei gepaart mit Trinkspielen blicken. Und sie als das begreifen, was sie darstellen: Als Gefahr für Emanzipation. Als Gefahr für Chancengleichheit. Als Stratorendienstleister eines gesellschaftlichen Rechtsrucks.
Es ist an uns die politischen Errungenschaften, die bereits gemacht wurden, jeden Tag aufs Neue zu verteidigen und die, die sie uns nehmen wollen, mit direktem Protest zu konfrontieren!
Unserem Ziel einer solidarischen Gesellschaft steht das Verbindungswesen nicht nur im Weg, sondern fundamental entgegen.
Rechten Eliten keine Plattform bieten!