Am 30. Juni plant das Aktionsbündnis „Heilbronn stellt sich quer“ eine antifaschistische Kundgebungstour in Regionen rund um Heilbronn, um auf die lokalen Naziaktivitäten aufmerksam zu machen. So werden Kundgebungen in Brackenheim, Eppingen, Sinsheim und Öhringen stattfinden, deren Ziel es ist, klar zu machen, dass es kein ruhiges Hinterland für rechte Hetzer gibt. Denn es sind gerade meist kleinere Ortschaften und Städte in denen sich die Nazis besonders wohl fühlen.
So holte beispielsweise die NPD im Wahlkreis Hohenlohe bei den Landtagswahlen 2011 mit 1,8% das beste Ergebnis von ganz Baden-Württemberg ein. Ebenso fanden im Hohenlohekreis das NPD-„Heldengedenken“ am 20. November 2011 und die „Wintersonnenwendfeier“ am 17. Dezember 2011 statt. Neben diesen organisierten Nazi-Aktivitäten gibt es in vielen Städten dort auch eine hohe Nazipräsenz im Alltag. So werden häufig auf Dorffesten MigrantInnen und politisch Andersdenkende bedroht und angepöbelt, außerdem gehören vielerorts Aufkleber und Schmierereien von Nazis zum Stadtbild. Teilweise sind dafür subkulturelle Nazi-„Skinheads“ verantwortlich, die hier nahezu ungestört bleiben. Ein weiteres Beispiel für die rechte Tradition in der Region Hohenlohe ist die Nazi-Rechtsanwältin Nicole Schneiders, welche aus Öhringen stammt und dort auch Ende der 90er Jahre politisch aktiv war. Bundesweit bekannt wurde Schneiders als Anwältin des mutmaßlichen „NSU“-Unterstützer Ralf Wohlleben.
Ein weiteres Beispiel ist die Stadt Brackenheim in der Region Zabergäu. Hier wohnt Siegfried Gärttner, einer der langjährigsten Kader des Heilbronner NPD-Kreisverbandes. Er ist seit 1966 in der NPD und hat bereits zahlreiche Veranstaltungen für diese organisiert. Er ist eine wichtige Kontaktperson für die gesamte regionale Naziszene und trotz seiner menschenverachtenden Einstellung eine etablierte Person in Brackenheim, so war er über 30 Jahre lang als Jugendfußballtrainer tätig. Durch solche Personen hat sich im Zabergäu eine Nazisubkultur entwickelt die auf keinen sichtlichen Widerstand stößt. So sind teile dieser Naziszene eng mit der „Blood and Honour“-Nachfolgeorganisation „Furchtlos und Treu“ verbunden. Diese ist in den letzten Jahren kaum noch öffentlich aufgetreten, organisierte aber jahrelang u.a. eigene Fußballtuniere in Brackenheim-Haberschlacht.
Auch im dritten Ort der Kundgebungstour, in Sinsheim, gibt es Verbindungen zu „Furchtlos und Treu“. Dort betreibt das F&T-Mitglied Michael Schill gleich zwei Versände, den „Asgard“-Versand und den Militaria- Versand „Der Panzerbär“. Er selbst ist seit Ende der 80er aktiv und war Mitglied verschiedener faschistischer Organisationen und auch in Wehrsportgruppen im Kraichgau. Seit 2010 versuchen die Faschisten auch wieder vermehrt in Sinsheim öffentliche Präsenz zu zeigen. Nach mehreren kleineren Aufmärschen 2010 und 2011 fand am 10. März 2012 erstmals eine größere Kundgebung statt wo u.a. der Bundesvorsitzende der NPD Holger Apfel auftrat. Hinter diesen Aufmärschen stecken hauptsächlich die „Freien Nationalisten Kraichgau“, welche im Stil der „Autonomen Nationalisten“ auftreten und auch zum Teil am 19. Juli 2011 in Eppingen waren, als Nazis versuchten eine Gedenkkundgebung anlässlich des 15. Todestages von Werner Weickum zu stören. Weickum war im Jahr 1996 von einer Nazi-Clique am Eppinger Bahnhof zu Tode geprügelt worden.
Egal ob in Hohenlohe, Zabergäu oder Kraichgau, es gilt sich den Faschisten in den Weg zu stellen und sie da zu bekämpfen wo sie stark sind. Den Nazis dürfen keine Orte überlassen werden wo sie sich sicher fühlen. Mit den Kundgebungen soll ein Zeichen gesetzt werden und AntifaschistInnen vor Ort sollen ermutigt werden selbst dagegen aktiv zu werden und sich zu wehren.
Kommt zu den Kundgebungen!
Im Dorf, in der Stadt, überall – Kein Fußbreit den Faschisten!
Termine am 30. Juni 2012
10 Uhr – Brackenheim
11.30 Uhr – Eppingen
13.00 Uhr – Sinsheim
15:00 Uhr – Öhringen
Weitere Informationen
Antifaschistische Aktion Heilbronn
Heilbronn stellt sich quer